Kampf gegen den Krebs macht Fortschritte

Der Kronacher Onkologe Dr. Peter Anhut informiert sich beim weltgrößten Krebskongress in Amerika. Sein Fazit: Neue Methoden können die Lebensqualität von Betroffenen steigern.

Artikel in der Neuen Presse NP (Kronach)  vom 3. August 2016 von Rainer Glissnik

Kronach/Chicago - Mehr als 30 000 Krebsmediziner aus aller Welt haben sich kürzlich in Chicago zum Amerikanischen Krebskongress (ASCO) getroffen. Er gilt als der größte Kongress für Krebsmedizin weltweit. Mit dabei war auch der Kronacher Krebsspezialist Dr. Peter Anhut, der Vorstandsmitglied im Tumorzentrum Oberfranken ist.ik

Immuntherapeutische und zielgerichtete Wirkstoffe spielten heuer wieder eine bedeutende Rolle, sagt der Onkologe nach seiner Heimkehr im Gespräch mit der Neuen Presse. Seit wenigen Jahren setze sich eine Neuerung in der Krebsbehandlung durch. "Wir haben ganz neue Substanzen zur Verfügung, die wir als Antikrebsmedikamente einsetzen können", erklärt er. Die bisher verfügbaren Medikamente zeichneten sich dadurch aus, dass Zellschäden an den Tumorzellen ausgelöst werden. Dies ziehe immer auch gesunde Zellen in Mitleidenschaft. Daher habe man sich darauf spezialisiert, den Wirkungsbereich der Mittel möglichst zielgenau einzugrenzen.

Mittlerweile könne man jedoch auch einen anderen Ansatz verwenden: "Es gibt Antikörper, die unser körpereigenes Abwehrsystem stimulieren. Damit kann sich unser Abwehrsystem gegen die bösartigen Zellen richten." Bei einigen Krebsarten haben laut Anhut so bereits gute Erfolge erzielt werden können. Besonders nennt der Kronacher Onkologe hier den Schwarzen Hautkrebs, das Bronchialkarzinom, das Nierenzellkarzinom und andere Tumorarten: "Das entwickelt sich gerade sehr rasch."

Diese auch in Deutschland zugelassenen Wirkstoffe würden als sogenannte "Checkpointinhibitoren" bezeichnet, weil sie an einer Schlüsselstelle des Abwehrsystems angreifen und dort ihre Wirkung entfalten. "Ich habe hier in der Praxis selbst schon einige sehr erstaunliche Therapieerfolge begleitet", erläutert er.

Die Lebensqualität der Betroffenen sei durch weniger unerwünschte Wirkungen der neuen "immunstimulierenden Substanzen" im Vergleich zur konventionellen Chemotherapie besser geworden. "Aber auch diese Medikamente sind nicht nebenwirkungsfrei", schränkt der Onkologe ein. Es müsse die Therapie sorgsam überwacht werden, weil in einzelnen Fällen auch schwere Nebenwirkungen auftreten könnten.

Eine Studie, die in Chicago präsentiert wurde, habe zudem gezeigt, dass beim Brustkrebs die Verlängerung der Hormontherapie von fünf auf zehn Jahre sinnvoll sein kann, weil dadurch gerade bei einer krankheitsbedingten Risikokonstellation ein verlängertes krankheitsfreies Überleben erreicht werden kann.

Besonders wichtig sei auch die Präsentation eines neues Antikörpers beim sogenannten Multiplen Myeloms, einer Krebserkrankung des blutbildenden Systems, gewesen. In Verbindung mit mehreren in Deutschland bereits zur Verfügung stehenden Medikamenten zeigten sich laut Anhut gute Ansprechraten und hohe Wirksamkeit. "Das erweitert unser Spektrum sicherlich."

Zusammenfassend stellt der Fachmann fest: "Wir haben viele positive Entwicklungen." Obwohl der Weg dahin, Krebs auch im fortgeschrittenen Stadium heilen zu können, noch sehr weit sei, gebe es immer wieder Anlass zur Hoffnung.

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