Kronach: Die Gynäkologische und urologische Onkologie waren die Schwerpunkte bei der Fortbildungsveranstaltung für Ärzte am Samstag, den 9.11.2019 in der Frankenwaldklinik Kronach.
Eingeladen hatten der ärztliche Kreisverband Kronach, das Tumorzentrum Oberfranken e.V. und die Onkologische Schwerpunktpraxis Dr. med. Anhut aus Kronach. Die alljährliche nun zum 6. Mal stattfindende Fortbildung unter dem Motto „Moderne Onkologie: Standards und Perspektiven“ stellte in acht Fachvorträgen mit anschließender Diskussion dieses Mal die häufigsten Krebserkrankungen der Frau und des Mannes in den Focus: den Brustkrebs und das Prostatakarzinom.
Allen Vorträgen konnte entnommen werden, dass der Erkenntnisgewinn immer schneller gehe. Auch deshalb wurde der Schwerpunkt auf Praxisrelevanz gelegt. Der Kongress sollte besonders nicht ausschließlich in der Onkologie tätigen Ärzten einen Überblick bei den aktuellen Entwicklungen ermöglichen. Namhafte Kolleginnen und Kollegen aus unterschiedlichen Fachrichtungen referierten über das aus ihrer Sicht thematisch Wesentliche.
Die niedergelassene Fachärztin für Frauenheilkunde Dr. N. Schilling aus Kronach legte die aktuellen Vorsorgeuntersuchungen für Brustkrebs und Gebärmutterhalskrebs dar. Betont wurde die Empfehlung zur Selbstuntersuchung der Frauen, ärztliche begleitete Untersuchungen wie die Mammographie und auch die Sonographie der Brust, insbesondere, wenn Tastbefunde in der Brustdrüse aufgefallen sind. Der Stellenwert der Gebärmutterhals-Vorsorge mittels Abstrichuntersuchung und Testung auf HPV wurde dargelegt.
Dr. B. Lex von der Frauenklinik Kulmbach, ging in mehreren Beiträgen auf aktuelle Operationstechniken beim Brustkrebs sowie auf neueste Entwicklungen der medikamentösen Therapie der letzten Jahre ein und gab einen Ausblick auf die voraussehbaren Entwicklungen der nahen Zukunft.
Prof. G. Grabenbauer aus Coburg fasste die Indikationen und Möglichkeiten der Bestrahlungstherapie nach Brustkrebs-Operation zusammen, die bei den Frauen nach brusterhaltender Operation Standard sind. Thematisiert wurde auch die Achselhöhlenbestrahlung, die deutlich schonender die Lymphknotengebiete behandeln kann und zu deutlich weniger Armschwellungen führt ohne dass eine Operation erfolgen muss, die früher der Behandlungsstandard war.
Im zweiten Teil der Fortbildung ging es nach einer kurzen Pause um das Prostatakarzinom. Die Kombination einer PET-Untersuchung mit CT mit speziellen Tracern wie PSMA (PSMA-PET-CT) stellt eine relativ neue, sehr sensitive Untersuchung z.B. bei der Suche nach „versteckten“ Absiedlungen dar, erläuterte Prof. S. Förster aus Bayreuth. Die Untersuchung ändert bei Patienten mit unklarem PSA-Anstieg die Behandlung nahezu bei 30-50%, wie Studien zeigen. Leider wird die Untersuchung nur selten von der Krankenkasse bezahlt.
Der Urologe Dr. M. Kwol Kulmbach) und die Strahlentherapeutin Dr. C. Anhut (Bayreuth/Kulmbach) gaben in zwei sich ergänzenden Vorträgen eine Übersicht über die Möglichkeiten der Chirurgie und auch Strahlentherapie beim örtlich begrenzten Prostatakarzinom. Beide führten übereinstimmend aus, dass eine Therapie des Prostatakarzinoms gerade beim älteren Mann nicht immer notwendig sei, unter bestimmten Voraussetzungen sei die unter engmaschiger Kontrolle möglich und empfohlen, weil in diesen Fällen die Lebenserwartung nicht vom Prostatakrebs, sondern von anderen Erkrankungen bestimmt werde. Wenn eine Behandlung notwendig ist, stehen die Operation wie Strahlentherapie zur Verfügung. Dr. Kwol berichtete auch über die ersten Erfahrungen in seiner Klinik mit dem Da-Vinci-Roboter, der seit einigen Monaten zur Verfügung stehe. Beide stellten die gute Zusammenarbeit Ihrer Fachdisziplinen in Kulmbach heraus, die Patienten könnten dann in einem gemeinsam getragenen Konzept, die für sie beste Therapieoption wählen.
Abschließend referierte der wissenschaftliche Leiter der Veranstaltung, der Onkologe Dr. P. Anhut aus Kronach, über neueste Entwicklungen in der medikamentösen Behandlung des Prostatakarzinoms und wies besonders auf den großen Wandel der Behandlung dieser Erkrankung der letzten Jahre hin. Die bis vor kurzem noch standardmäßig durchgeführte ausschließliche alleinige Hormontherapie bei metastasiertem Krebs der Vorsteherdrüse (Prostata) wird heute nicht mehr generell empfohlen. Die kombinierte Hormonchemotherapie oder auch „erweiterte“ kombinierte Hormontherapie mit speziellen neuen Hormonmedikamenten seien heute neuer Standard, belegte er durch die Präsentation zuletzt veröffentlichter bahnbrechender Studien.
Die Immuntherapie mit sog. Checkpointinhibitoren ist nun auch beim Nierenzellkrebs integraler Bestandteil der Behandlung im fortgeschritten Stadium, seit dem Jahr auch gleich zu Beginn der medikamentösen Therapie. Damit verbunden ist die Hoffnung und die berechtigte Aussicht der Patienten, bessere Behandlungsergebnisse zu erzielen und letztlich mit der Erkrankung länger zu leben, führte er aus.
Nach mehr als 5 Stunden endete diese hochinteressante Veranstaltung mit einer Abschlussdiskussion und positiver Resonanz der Teilnehmer aus ganz Oberfranken.
siehe auch Neue Presse vom 13.11.2019