Immuntherapie mit Checkpointinhibitoren

Eine neue Ära ist angebrochen: Die Immuntherapie mit monoklonalen Antikörpern eröffnet neue Perspektiven!

Selbstheilung durch Medikamente anregen ... das geht wirklich! 

Ein neues medikamentöses Wirkungsprinzip hat die Krebsmedizin revolutioniert und wird in unserer Praxis seit Jahren erfolgreich durchgeführt. 

Die bisherige Krebstherapie (eigentliche Chemotherapie) basierte vor allem auf dem direkten Auslösen von Zellschäden, die sowohl die Krebszellen (erwünschter Effekt) als auch körpereigene Zellen (unerwünschte (Neben-) Wirkungen) erfasste.

Seit Beginn der 2000er Jahre waren dann auch zielgerichtete Substanzen verfügbar, die gezielter in den Tumorzell-Stoffwechsel eingriffen und zum Zelltod führen (target-therapy, z.B. Thyrosinkinaseinhibitoren), aber auch hier waren unerwünschte Nebenwirkungen nicht selten. 

Aktivierung des körpereigenen Immunsystems

Seit ca. 2011 steht nun ein neues medikamentöses Wirkprinzip mit einer neuen Substanzklasse, die sogenannten Checkpointinhibitoren, in der Krebsbehandlung flächendeckend zur Verfügung. Diese Medikamente, sogenannte monoklonale Antikörper wie:  

  • Ipilimumab (Yervoy®),
  • Nivolumab (Opdivo®),
  • Pembrolizumab (Keytruda®)

wirken, in dem sie nicht direkt die Tumorzelle schädigen, sondern über die Aktivierung des körpereigenen Immunsystems. Genauer: Sie entfalten Ihre Wirkung, in dem sie unterdrückende Signale für Abwehrzellen blockieren, die "Bremse" wird gelöst. Angriffspunkte sind die Oberflächenmoleküle wie CTLA4 oder PD1-oder PD1-Ligand ("Checkpoints") u.a. Die Inaktivierung dieser Zielstrukturen führt dann dazu, dass die Abwehrzellen (T-Lymphozyten und andere) stimuliert werden und/oder nicht mehr von der Tumorzelle abgeschaltet werden. Die Abwehrzelle kann nun die Tumorzelle "angreifen", der Zelluntergang (Zelltod) der Krebszelle ist die Folge. 

Nebenwirkungen

Diese Substanzen haben andere Nebenwirkungen als klassische Chemotherapeutika: Durch die Anregung des Abwehrsystems können prinzipiell gesunde Zellen aller Organe in Mitleidenschaft gezogen werden, insbesondere  die Haut, der Magen-Darm-Trakt, die Leber, die Lunge, das Zentralnervensystem, die Gelenke und weitere.

Die Nebenwirkungen treten meist nicht sofort, sondern häufig erst nach einigen wenigen Wochen auf, sind überwiegend leichtgradig, selten auch mittel- bis schwergradig. Dann muss die Therapie ausgesetzt werden und eine immunsuppressive Therapie mit Steroiden ("Kortison") eingeleitet werden, um das Immunsystem wieder abzubremsen. Typische Nebenwirkungen von Chemotherapeutika wie Haarausfall, Übelkeit und Erbrechen oder Blutbildungsstörungen treten in der Regel nicht auf. 

Anwendungsgebiete

Derzeit (Stand: 07/2016) werden die über die Vene verabreichten Antikörper außerhalb von Studien  bei Erkrankungen wie

  • Melanom (schwarzer Hautkrebs),
  • Lungenkrebs (Nicht-kleinzelliges Lungenkarzinom),
  • Nierenzellkrebs

eingesetzt, weitere Indikationen werden folgen. 

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